Seit Monaten geht es in den Gremien des Rates der Stadt immer wieder um die Zukunft des Lachszentrums (LZ). Seit es ein Kaufangebot einer Firma gibt, die in dem Gebäude auf der Leineinsel eine kommerzielle Fischzucht errichten will, werden immer wieder Anläufe genommen, den Leine-Lachs aus dem LZ zu vertreiben. Zum Verständnis: Beim LZ handelt es sich um eine ehemalige Produktionshalle, die 1985 bzw. 1995 errichtet worden ist und mit einer Grundfläche von ca. 3.400 qm auf einer Leineinsel in der Stadt Gronau (Leine) liegt. Eigentümer ist die Stadt Gronau (Leine). Die wiederum hat 2005 mit DCV und ab 2013 mit dem L-L einen Mietvertrag über das gesamte Gebäude geschlossen. Dabei haben die Mitglieder des Vereins in 2005 und 2006 in mehr als 10.000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden das LZ zu dem gemacht, was es Heute ist. Im südlichen Hallenteil wurde auf einer Fläche von ca. 1.100 qm zusammen mit Danmarks Center for Vildlaks  (DCV) eine Aquakulturanlage als geschlossene Kreislaufanlage installiert. Inzwischen ist die Anlage vom Leine-Lachs übernommen und erheblich vergrößert und technisch optimiert worden. Eine Brutanlage für bis zu 200.000 Eiern rundet die Möglichkeiten ab.  Zur Beseitigung des in der Fischzucht anfallenden Abwassers gibt es eine Vorkläranlage mit anschließendem Schönungsteich in Größe von ca. 700 qm. Ein Seminarbereich wurde für mögliche Workshops und Lehrgänge, sowie eine Betriebsleiterwohnung eingerichtet. Neben dem Gebäude gehört eine südlich angrenzende ca. 2.000 qm große Pflasterfläche, zur Mietsache. Im Jahr 2018 wurde die Anlage als geschlossene Kreislaufanlage mit dem Zusatz “Quarantäne Station” zertifiziert. Davon gibt es in Deutschland nur eine Hand voll. Das hat damals viel harte Arbeit für das Team um Günter Ohnesorge herum bedeutet.                                                               Ebenfalls ca. 1.000 qm groß ist die Grundfläche, auf der der Leine-Lachs e.V. ein Informationszentrum im nördlichen Teil des Gebäudes erbaut hat.  Hier gibt es ein Info Cafe mit Theke und Bierzapfeinrichtung, des weiteren mit einem ca. 150 qm großen Saal, einer Küche, und den zu so einer konzessionierten Vereinsgaststätte gehörenden Toiletten. Ausgestattet ist die Einrichtung, die vorrangig der Umweltbildung dienen soll, mit Tischen und Stühlen für 120 Personen. Ein Highlight für unsere vielen Besuchergruppen sind die 5 Aquarien, in denen die Besucher auf Augenhöhe Lachse, Meerforellen, Bachforellen und Äschen, sowie Kleinfischarten, die auf der Roten Liste stehen und letztlich ein Querschnitt von Friedfischen, die in der Leine vorkommen, aus der Nähe betrachtet werden können.  Abgeschlossen wird dieser Bereich durch 2 Doppelgaragen, in denen zeitweilig Rettungsfahrzeuge der ASB untergebracht worden sind und inzwischen an heimische Gewerbetreibende vermietet sind. Alle vorgenommenen Umbauten und Gebäudeveränderungen, bis hin zum Brandschutz und der Abwasserbeseitigung, sind baurechtlich genehmigt.                                                                                                                Vor Corona waren wir sehr oft ausgebucht und die Besuchergruppen sind aus ganz Niedersachsen zu uns gekommen, um sich über unser Wanderfischprojekt zu informieren. Fachleute aus ganz Europa, haben sich hier zu Workshops getroffen um über die Probleme der Wanderfische, die Verbesserung der Gewässerstrukturen und der Durchgängigkeit von Fließgewässern zu beraten. Laut Beschluss der Mitglieder des L-L muss sich dieser Teil des LZ selbst tragen. so dass wir die Räume des InfoCenters für die Durchführung von privaten Feiern vermieten.  Der Zuschnitt der Räume und deren Ausstattung hat den Vorteil, dass wir genug Parkplätze vor der Tür haben und alle Einrichtungen barrierefrei zu erreichen sind. Nicht benötigte Hallenflächen sind als Lagerraum an örtliche Firmen vermietet.

Soweit zu den räumlichen Gegebenheiten. Das Wanderfischprojekt wird vom L-L seit 2000 betrieben. Laut Satzung wird der Vereinszweck definiert als Besatz der Leine und ihrer Nebengewässer mit atlantischen Lachsen und Meerforellen. Denn die waren seit 1860 in der Leine ausgestorben. Beim Start des Projektes hatte der Verein 12 Mitglieder. Das waren anerkannte Fischereivereine von Northeim bis nach Hannover, die auch die Leine in diesem Bereich gepachtet haben.. Es wurden vom DCV jährlich 120.000 junge Lachse und 1 jährige Parrs erworben und direkt vom dänischen Transport- LKW an vorher festgelegten Stellen in die Leine und ihre Nebengewässer ausgesetzt. Als dann 2006 das LZ eingeweiht werden konnte, kamen weitere 29 Vereine, nördlich von Hannover bis nach Ahlden in der Aller hinzu. In den jetzt 41 Vereinen sind ca. 16.000 Angler organisiert, die hinter unserem Projekt stehen. Es war von Anfang an ein Projekt der Angler.  Mit dem LZ waren wir dann auch in der Lage unsere Besatzstrategie zu ändern, erhebliche Kosten sparen und vor allen Dingen uns von ständigen Zukäufen von Lachsen aus Dänemark weitestgehend frei zu machen und echte Leine-Lachse zu züchten.  Bis Heute halten wir Elterntiere in einigen Rundbecken bis zur Laichzeit im Dezember eines Jahres. Dann werden die Eier der Lachse, Meerforellen und wenn gewünscht, von Bachforellen abgestreift und in der Brutanlage ca. 80 bis 100 Tage ausgebrütet. Wenn dann die Larven nach dem 2 bis 3 wöchigen Dottersackstadium schwimmfähig sind, werden sie angefüttert und innerhalb von 2 Wochen überwiegend in der südlichen Leine von Northeim bis Hannover ausgesetzt. Als zweiter Besatztermin werden im September/Oktober weitere ca. 40 bis 70.000 halbjährige Lachse und ca. 25.000 Meerforellen in die nördlichen Leine bzw. Allerstrecken ausgesetzt.    Der Betrieb der Anlagen und die Betreuung der Jungfische wird ehrenamtlich durchgeführt, so dass keine nennenswerten Personalkosten entstehen. Die Kosten für die Beschaffung von Eiern, Jungfischen und den Betrieb der Fischzucht im LZ in Höhe von ca. 23.000 € wird alljährlich durch die Besatzumlagen der Mitgliedsvereine, sowie einer ganzen Reihe von privaten Förderern getragen. So ist das auch Heute noch. Weil wir beim Bau des Lachszentrums neben unserer ehrenamtlichen Arbeit auch Baumaterial brauchten, sind damals erheblich Beträge als Zuschüsse oder Fördergelder von Bingolotto, der Wattenmeerstiftung u.a., aber auch von örtlichen Firmen bewilligt worden. Zur nachhaltigen Absicherung dieser Zahlungen war es notwendig, dass die Stadt als Grundstückseigentümerin, einen Mietvertrag mit dem DCV und ab 2013 mit dem L-L schließt, der unbefristet  solange gilt, wie der L-L in den Räumen an seinem geförderten Wanderfischprojekt arbeitet und in der Fischzucht Fische gezüchtet werden. Das ist seit dem ersten Tag des Betriebes im LZ ohne Unterbrechung der Fall.                           Überrascht waren wir, als anlässlich einer Ausschusssitzung des Stadtrates von den Grünen der Antrag gestellt wurde, den Vertrag zu kündigen, da der L-L angeblich seit 2018 keine Fische mehr dort züchtet.  Zum einen waren wir doch sehr erstaunt, dass das gerade von den Grünen gekommen ist und vor allen Dingen falsch war, weil es keinen Kündigungsgrund gegeben hat. Verärgert und empört waren wir, weil es für die Antragsteller einfach gewesen wäre, anl. einer Besichtigung oder einem Gespräch mit uns, sich davon hätten überzeugen können, dass sehr wohl noch Fische gezüchtet werden und sich in der Anlage noch Fische befinden. Man wollte den L-L mit Falschinformationen aus dem LZ vertreiben, damit ein kommerzieller Fischzüchter dort eine Fischzucht errichten kann! Der Antrag ist dann während der Beratungen zwar zurückgenommen worden und ein gemeinsames ergebnisoffenes Gespräch zwischen Vertretern der Politik, des L-L und Vertretern von Neue Meere anberaumt. In diesem Gespräch war absolut kein Ergebnis offen. Vielmehr ging es den Vertretern der CDU, der Grünen und der Wählergruppe allein darum, dass der L-L sein Projekt beendet, Neue Meere in das LZ einzieht und sich bereiterklärt dem L-L kostenlose Lachse für den Besatz zur Verfügung zu stellen. Er wäre auch bereit, die Naturschutzidee des L-L als Vision der Firma zu übernehmen. Wer da nicht die Nachtigall trapsen hört und den Hintergedanken erkennt! Die beiden Vertreter des L-L haben das jedenfalls strikt abgelehnt. Das Projekt sollte nach wie vor ein Projekt der Angler bleiben.

In der Ausgabe der Leine Deister Zeitung vom 24. Juli steht ein langer Artikel über ein Interview mit dem Fraktionsvorsitzenden der SPD in der klar und deutlich zu lesen ist, dass die SPD eine kommerzielle Fischzucht auf der Leineinsel ablehnt und das Gebäude wie bisher für die Naturschutzzwecke des Leine-Lachs oder des AVN zur Verfügung gestellt bleibt. Auch Kooperationsmodelle mit der Stadt seien möglich. Zwischenzeitlich hat der Anglerverband Niedersachsen (AVN) bei der Stadt das Interesse an dem LZ bekundet. Zusammen mit dem AVN  könnte sichergestellt werden, dass das Wanderfischprojekt des L-L fortgesetzt wird und die Möglichkeiten einer weitergehenden Nutzung der räumlichen Gegebenheiten im LZ für andere Fischartenschutzprojekte und schwerpunktmäßig für die Umweltbildung aufzubauen.                                                                                                        Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Und wir haben im September Kommunalwahlen. Warten wir also ab, was da noch kommt. Mich interessiert, wie die Grünen sich verhalten. Es mag ja sein, dass die Angler bei den Grünen nicht besonders gut angesehen sind. Aber ein Wiederansiedlungsprojekt, in dem eine seit mehr als 100 Jahren ausgestorbene Fischart wieder in der Leine angesiedelt wird, beenden zu wollen um einer kommerziellen Fischzucht den Vorrang zu geben? Wie passt das denn? Es wäre jedoch für alle Beteiligten an der Zeit, endgültige Beschlüsse zu fassen. Da haben wir natürlich die Erwartung, dass wir unser Wanderfischprojekt ohne politisches oder juristisches Gerangel fortsetzen können und in der Zusammenarbeit mit dem AVN und der Stadt auf der Leineinsel etwas für die Artenvielfalt in der Leine, die Lachse und Meerforellen, für die 16.000 Angler und letztlich die Stadt Gronau (Leine) im positiven Sinne getan werden könnte.

Günter Ohnesorge,                                                                                                                                                                         1. Vors. Leine-Lachs und Leiter des Lachszentrums

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