Vor einigen Tagen war ich mit Nils, einem engagierten Angler und Kenner der Örtlichkeiten am WKA Langwedel verabredet. Bereits der erste Blick von der Brück ins Unterwasser offenbarte unterhalb der Turbinenausläufe eine Menge Fische. Was man aus 5 Meter Entfernung erkennen konnte, waren es Döbel, Rapfen aber wohl auch Lachse, die dort mit den Möwen um die Wette gefischt haben. Da ich die örtlichen Gegebenheiten bisher nur vom Hören Sagen kenne, wollte ich in erster Linie den Fischpass besichtigen. Es gibt dort einen naturbelassenen Bypass, der in ca. 2-3 m Breite vom Oberwasser zum Unterwasser verläuft. Von der Brücke aus war zu erkennen, dass sich auch im Fischpass einige Fische aufhielten. Der GRaben war durch Störsteine und Steinschwellen strukturiert und man konnte sehen, dass sich hier jemand Gedanken gemacht hat. Optimal wäre jedoch, wenn der Fischpass mehr Wasser führen würde, um einen wirksamen Lockstrom für die im Unterwasser stehenden Fische zu entwickeln.                                                                                                                     Damit komme ich zu einem aktuellen Problem solcher natürlich gestalteten Bypässe. Wir haben in Gronau (Leine) auch solch ein Gerinne. Diese Einrichtungen können jedoch nur funktionieren, wenn der Wasserstand im Oberwasser hoch genug ist um die für einen passablen Lockstrom notwendigen 400 bis 600 Liter pro Sekunde zu bringen. In Langwedel fehlten da wohl einige Liter was dem Niedrigwasserstand in der Weser geschuldet war. In Gronau ist der Bypass neben einem Wehr wirklich nur noch ein Gerinne, das für einen kapitalen Lachs oder eine Meerforelle nicht nur keinerlei Verlockung zum Aufstieg ausübt, sondern eine Sackgasse bedeutet, in die der Lachs niemals einschwimmen würde. Eine sinnlose Einrichtung eben! Sie mögen gegenüber künstlichen technischen Einrichtungen gefälliger in die Landschaft passen, erfüllen aber leider nur in wenigen Fällen ihren Zweck.

Aus Zeitgründen konnten wir uns die WKA in Bremen Hemelingen nicht mehr ansehen und haben diese Besichtigung auf später verschoben. Nils hat erklärt, dass dort auch gerade gebaut wird. Ich hoffe an der Fischaufstiegshilfe! Nils hat mir die Fangzahlen aus den Jahren 2018 und 2019 gezeigt. Hier ein paar Zahlen von einigen Fischen aus dieser Gegenüberstellung          2018                            2019                                                                        Rotauge         967                             2.091                                                               Meerforelle          348                               666                                                                            Barbe         157                                311                                                                       Zander            59                                  40                                                                          Lachs            34                                  24

Ich meine die Zahlen sprechen für sich und bestätigen die Ergebnisse unserer Zählungen in den Monitoringstellen in Hannover und Banteln. Während die Meerforelle mit den schlechten Verhältnissen scheinbar besser zurecht kommen und sich in ihrem Wanderverhalten flexibel verhalten, verringert sich die Zahl der Lachsrückkehrer. Wir hatten schon einmal mehr als 70 Rückkehrer. Seit Bremen/Hemelingen in Betrieb gegangen ist, tendieren die Rückkehrerzahlen derzeit gegen 6. Das mag auch an der klimabedingten Verschlechterung der Wasserqualität liegen. Wochenlange extrem niedrige Wasserstände, verbunden mit hohen Wassertemperaturen und niedrigen Sauerstoffgehalten und dann noch eine Querverbauung, die es nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie gar nicht geben dürfte. Denn bisher kann nicht nachgewiesen werden, dass dort Maßnahmen getroffen werden, die Wanderfischen wirksame Fischwanderhilfen bieten und damit ein Beweis gegen das Verschlechterungsverbot eines Gewässers wären. Die rückläufigen Rückkehrerzahlen, bei gleichbleibenden Besatzzahlen von ca. 100.000 jungen Lachsen sind dagegen ein Beweis, dass dort etwas im Argen liegt und unbedingt ernsthaft angefasst werden muss.  Wir bleiben dran!

Günter Ohnesorge                                                                                                          1. Vors. des Leine-Lachs e.V. und Leiter des Lachszentrums in Gronau (Leine)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.