Die Bewerbung der Stadt Gronau als Standort des norddeutschen Lachszentrums ist auf positive Resonanz gestoßen. Was sich in Dänemark längst als Publikumsmagnet etabliert hat, soll nun auch in der Leinestadt Gronau realisiert werden.
Es gilt, mehr über die noch unzureichend erforschten Lachse zu erfahren, Genbänke für Lachs-Stämme aus Leine, Aller und Weser aufzubauen und eine breite Öffentlichkeit mit der Arbeit des Lachszentrums vertraut zu machen. Hintergrund ist das seit 2000 laufende Leine-Lachs-Programm. In etwa 15 Jahren soll der Lachs für die Leine und die anderen Gewässer des Weserflusssystems wieder typisch sein und sich hier auch ganz natürlich vermehren.
“Wir haben an der Leine in den vergangenen 4 Jahren gelernt, dass die Lachsein-bürgerung nur durch große Mengen von Besatzfischen forciert werden kann”, sagt Günter Ohnesorge, unter anderem Vorsitzender des Fischereivereins Gronau. Anders als in anderen Bundesländern widmeten sich in Niedersachsen ausschließlich Fischereivereine der Wiedereinbürgerung des Lachses. Da sei wohlmöglich ein Ende der finanziellen Ressourcen absehbar. “Deshalb wollen wir die
Kräfte der Betreiber von Lachsprojekten bündeln und in einem Lachszentrum mit dem Standort in Gronau konzentrieren.”
Als Standort für das Lachszentrum hat sich das Inselgrundstück der ehemaligen Betriebsstätte der Fa. Landrè angeboten. Von hier aus sollen in einer 2.700 Quadratmeter großen Halle jährlich bis zu 500.000 Junglachse für den gesamten Wesereinzugsbereich produziert und dann für die norddeutschen Lachsprojekte bereitgesteltt werden.
Bisher stammen die Junglachse, die hier heimisch werden sollen, aus dem Dänischen “Center for Vildlaks” (DCV). Ziel ist es, dass sich der Lachszuchtbereich als Bestandteil des Lachszentrums in Gronau eines Tages selber tragen wird.
Bereits in der vergangenen Woche hat Stadtdirektor Dieter Helwes gemeinsam mit den beiden Geschäftsführern der 2003 im Zusammenhang mit der Entwicklung und Vermarktung des Landrè-Grundstücks gegründeten Grundstücksentwicklungsge-sellschaft Gronau, Günter Ohnesorge und Michael Senf, die Mietvertragsmodalitäten mit dem DCV abgeklärt.
Das Center for Vildlaks wird sein Know-how einbringen und die Lachsaufzuchtstation als Bestandteil des Lachszentrums in Gronau betreiben. Die Gesellschaft wird demnach das Grundstück nach Abriss des Hochregallagers, der sonstigen Produktionshallen als Eigentümerin übernehmen und mit dem DCV einen Mietvertrag über die noch verbleibende “Halle 2” schließen. Das wird nach Beendigung der Abrissarbeiten in voraussichtlich fünf Monaten geschehen.
Bevor das Lachszentrum seine Arbeit aufnehmen kann, müssen nach Informationen Ohnesorges bis zu 100.000 Euro in das Gebäude investiert werden. Geplant sind neben der computergestützten Zuchtanlage auch Räumlichkeiten für Ausstellungen, Erfahrungsaustausch, Seminare und Fach-Symposien, außerdem Aquarien und ein Informationszentrum.
Die erste jungen Lachse aus Gronau werden bereits im April 2006 ausgeliefert.
In der Aufzuchtstation werden zwei Fachkräfte (Fischwirte} tätig sein. Zusätzlich stellen Fischereibiologen und Veterinäre die Gesundheit und Seuchenfreiheit der Lachse sicher und sorgen dafür, dass das genetische Material für die Zucht einwandfrei ist.
Wenn die ersten der ausgesetzten Junglachse als erwachsene und laichfähige Tiere nach drei Sommern im Meer wieder in Leine, Aller und Weser zurückkehren, werden sie gesammelt, zunächst der Quarantänestation der Gronauer Lachsaufzucht zugeführt und bis zur Laichabgabe in Gronau gehalten. Mindestvoraussetzung für eine erfolgreiche Zucht sind 50 Tiere. Bisher sind in der Leine drei Rückkehrer registriert worden. Die befruchteten Eier werden auf speziellen Brutblechen mit sauerstoffreichem, klaren Brunnenwasser ausgebracht. Nach ca. 80 bis 100 Tagen
schlüpfen die jungen Lachse, die dann nach einem Jahr nach einem eigens für die jeweiligen Gewässer erstellten Besatzplan geeigneten Gewässern ausgesetzt werden. „Beginnen die jungen Fische die Wanderung in das Meer, prägen sich ihnen diese Gewässer dann lebenslang als “Geburtsort” ein“.
Die Lachse werden zum Laichen immer wieder versuchen, hierher zurückzukehren. Dazu ist für sie die Durchgängigkeit ihrer Heimatgewässer von besonderer Bedeutung. “Hier sind wir im Verlauf der Leine schon sehr weit vorangekommen. 5 von 8 Querverbauungen im Bereich von Wasserkraftwerken sind durch technische Bauwerke bzw. Umgehungsgewässer, soweit wie möglich für Fische passierbar”, betont Ohnesorge.
Mit der Auslieferung der ersten jungen “Gronauer” aus dem Lachszentrum wird im April 2006 gerechnet. „Zur Einweihung des Lachszentrum im Herbst 2005 wird vielleicht auch Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander dabei sein“, wünscht sich Günter Ohnesorge.