Am 25.10.2008 wurde im Unterwasser der Wehranlage Langwedel Intschede der Versuch unternommen Lachsrückkehrer zu fangen. Ziel der Aktion war es festzustellen ob es möglich ist gezielt Lachse zu fangen um sie für eine geplante Telemetriestudie mit Sendern auszurüsten. Der Ort Langwedel wurde ausgewählt weil dieser das erste, ernst zu nehmende Hindernis in der Weser, auf dem Weg stromaufwärts ist. Außerdem wurde in der Vergangenheit immer wieder von Anglerfängen von Großsalmoniden in diesem Bereich berichtet.

Anwesend waren: Mitglieder der Aller-Oker-Lachs_Gemeinschaft(AOLG), Mitglieder des Vereins Leine-Lachs e.V., Mitglieder der Pachtgemeinschaft Weser 4 die das Fischereirecht in der betreffenden Strecke haben und der Betreiber der Wasserkraftanlage Langwedel, Maik Thalmann sowie als Schluesselpersonen Ingo Brümmer von der AG Fischökologie in Braunschweig und Gernot Quaschny Berufsfischer von der Elbe – zudem ein professionelles Kamerateam.

Nach Begrüßung und Einweisung in die Örtlichkeiten durch Maik Thalmann, Stefan Ludwig und Volker Lüdke wurden in der ungewöhnlich klaren, sehr flachen Weser(Pegel 66 cm um 12:00 Uhr) zunächst entlang der Buhnen und später im Stillwasser vor der Wehranlage verschiedene Netztypen von Gernot Quaschny und Ingo Brümmer ausgebracht. Mit drei Elektrofischfanggeräten auf drei Booten von den Projekten Leinelachs und AOLG wurde dann versucht per Strom Fische in die gestellten Netze zu scheuchen. Das Ergebnis dieser Aktion war leider wenig erfolgreich denn es wurden drei Alande und ein Zander gefangen und keine Wandersalmoniden.

In einer Besprechung gegen Mittag wurde vereinbart dreigleisig weiter zu versuchen Wandersalmoniden zu fangen :

  1. Mit Treibnetz weiter stromabwärts aus einer Sandbank an einem großen Mäander
  2. per Elektrofischfanggerät stichprobenartig an verschiedenen Orten und
  3. per Handangel, trotz der bestehenden Schonzeit, für diese Aktion nach Absprache mit Fischereiaufsicht und Gewässerwarten.

Mit dem Elektrofischfanggerät konnte eine Meerforelle von ca. 65 cm die eine Verletzung im Bereich der Schwanzwurzel aufwies, ein Aal und 2 Rapfen gefangen werden. Mit dem Treibnetz konnten 2 Rapfen gefangen werden jedoch keine Salmoniden. Mit der Handangel wurde 3 Meerforellen gehakt und eine gelandet werden sowie ein Lachsmilchner von 84 cm in vollem Laichkleid und schlechtem Konditionsfaktor.

Fangversuch mit einem Treibnetz in der Weser der leider durch ein Hindernis zum Totalverlust des Netzes führte.

Oben die E-Fischer des Anglervereins Neustadt von links nach rechts : Holger Machulla, Ingo Klein und Peter Reddert und unten das Team vom Fischereiverein Hannover von links nach rechts: Hans-Joachim Stünkel, Gerd Heuer und Wilfried Specht

Die Meerforelle die mit der Handangel gelandet wurde war silberblank, ca. 35-40 cm groß und wurde sofort zurückgesetzt. Die Meerforelle die mit dem E-Gerät gefangen wurde im Oberwasser der Wehranlage ausgesetzt und der Lachsmilchner wurde zur Genanalyse und Weitervermehrung in das Norddeutsche Lachszentrum nach Gronau gebracht.

Der von Volker Lüdke geangelte Lachsmilchner von 84 cm – hier gehalten von Stefan Ludwig der die gesamte Aktion koordinierte.

Insgesamt war die Aktion ein erster ernsthafter Versuch in diesem Gebiet Lachse zu fangen und alleine das Engagement mit dem alle Beteiligten diesen Tag begleitet haben war den Aufwand schon wert. Natürlich wurde und wird im nach hinein vieles diskutiert und Methoden besprochen. Die einzelnen Ansätze die zunächst nur Vorschlagscharakter haben:

1. Netzfang mit einer statischen Reuse : Gernot Quaschny und Ingo Brümmer schlagen vor eine Netzreuse zu benutzen die im Unterwasser der WKA im Fischschonbereich (kein Problem mit Angelruten) aufgestellt werden sollte. Vorteil: Die Fische können längere Zeit(über Nacht) in der Reuse verbleiben ohne größere Verletzungen zu erleiden. Ihre Vitalität wird für Telemetrieversuche kaum eingeschränkt. Nachteile: Hoher Anschaffungsaufwand für Netz, hoher Arbeitsaufwand, Vorort-Personal wird benötigt, viele Genehmigungen bei WSA,WKA und LAVES sind zu beschaffen. Einweisung von Netzpersonal. Stationäre Rundstrombecken mit Diebstahlsicherung sind erforderlich weil Fische wahrscheinlich in mehreren aufeinanderfolgenden Tagen gesammelt werden müssen. Boot erforderlich.

2. Elektrobefischung mit modifizierter Vorgehensweise : In einem Gespräch mit Hartwig Hahn(LSFV Schleswig-Holstein) berichtete dieser dass am Lagan in Laholm (Schweden,EON) wie folgt auf Lachse mit E-Geräten gefischt wird : WKA wird für die Dauer der Befischung abgeschaltet – damit kein Abfluss und fallender Wasserstand – Absperrung der hinteren Befischungsgrenze mit einem Kiemennetz – dann E-Befischung des dann niedrigeren Wassers auf Lachs mit Katoden die vom Boot herabhängen. So werden sehr viele Fische >100 gefangen. Allerdings die richtig großen Fische werden mit dem Kiemennetz gefangen…- Vorteil: Wenige Befischungstermine notwendig, Fische bei guter Kondition. Stationäre Rundstrombecken mit Diebstahlsicherung sind nicht zwingend erforderlich, Nachteil: Hoher Abstimmbedarf LAVES, WSA, Wasserbehörde und besonders WKA.

3. Angelfischerei mit der Handangel. Vorteil : wenig Abstimmbedarf und geringer finanzieller Aufwand. Nachteil: Stress für die Tiere und zweifelhafte Vitalität für Telemetrieprojekt sowie möglicherweise geändertes, nicht repräsentatives Verhalten nach langem Drill. Stationäre Rundstrombecken mit Diebstahlsicherung sind erforderlich.

Fazit : Alle drei Ansätze werden dennoch verfolgt und dabei Vor- und Nachteile sowie Durchführbarkeit bis zum nächsten Fangvorhaben abgewogen.

Für alle an der Aktion Beteiligten an dieser Stelle noch einmal Danksehr ! Es hat mir viel Spaß gemacht mit Euch /Ihnen. Infos auch unter http://www.wanderfische.de/Hindernisse/Monitoring/Weser/2008/Montoring_2008.html

Stefan Ludwig Aller-Oker-Lachs-Gemeinschaft und Mitglied im Kompetenzteam
des norddeutschen Lachszentrums.

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